Aufgrund ihrer genetischen Veranlagung weisen manche Rassen (z. B. Dalmatiner und Bulldoggen) einen veränderten Purinstoffwechsel auf. Im Körper eines Hundes werden Purine normalerweise zu Harnstoff abgebaut und über die Niere und Blase ausgeschieden. Bei betroffenen Tieren findet diese Verstoffwechselung nicht vollständig statt, es bildet sich schwerlösliche Harnsäure. Diese kristallisiert aus und bildet Uratkristalle oder -steine. Ein weiterer Grund für die Bildung von Uratkristallen oder -steinen kann eine Leberfunktionsstörung sein. In beiden Fällen ist zur Prophylaxe eine purinarme Ernährung erforderlich.
Purinreiche Futtermittel, auf die dementsprechend verzichtet werden sollte, sind:
- Innereien (Milz, Niere, Lunge, Herz …)
- Hühnerhaut
- Hefen
- Fisch (v.a. Sardinen oder Sardellen)
- Hülsenfrüchte und Sojaprodukte
- Spinat
- Nüsse
- Algen
Purinärmere Futtermittel, auf deren Basis in Kombination mit einer großen Menge an Kohlenhydraten eine purinarme Ration zusammengestellt werden kann, sind:
- Muskelfleisch
- Eier
- Milch(-produkte)
- sowie die meisten Obst-/Gemüsesorten
Rezeptvorschlag für ausgewachsene Hunde mit Uratkristallen (Tagesmengen in Gramm):
Körpergewicht (kg) | Muskelfleisch (Rohgewicht) |
(Süß-) Kartoffeln (gekocht gewogen) |
Milchprodukte |
gekochtes Ei, Stück | Gemüse |
Öle nmklmlkl | |
2,5 | 35 - 40 | 40 - 50 | 30 - 35 | 1/Woche | 25 - 30 | 2,5 - 3 | 1 |
5 | 60 - 70 | 65 - 80 | 45 - 55 | 2 /Woche | 40 - 50 | 4 - 5 | 2 |
10 | 95 - 120 | 110 - 135 | 75 - 90 | 1 / Tag | 65 - 80 | 6 - 8 | 3,5 |
15 | 130 - 160 | 150 - 180 | 100 - 125 | 1 / Tag | 90 - 110 | 9 - 11 | 4,5 |
20 | 160 - 195 | 185 - 230 | 125 - 155 | 1 / Tag | 110 - 135 | 11 - 13 | 5,5 |
25 | 190 - 230 | 220 - 270 | 150 - 180 | 1 / Tag | 130 - 160 | 13 - 16 | 6,5 |
30 | 220 - 265 | 250 - 310 | 170 - 210 | 1, 5 / Tag | 150 - 180 | 15 - 18 | 7,5 |
35 | 240 - 300 | 280 - 350 | 190 - 240 | 1,5/ Tag | 170 - 210 | 17 - 21 | 8,5 |
40 | 270 - 330 | 315 - 380 | 210 - 260 | 1, 5 / Tag | 185 - 230 | 18 - 23 | 9,5 |
50 | 320 - 390 | 370 - 450 | 250 - 310 | 2 / Tag | 220 - 270 | 22 - 27 | 11 |
60 | 370 - 450 | 420 - 520 | 290 - 350 | 2 / Tag | 250 - 310 | 25 - 31 | 12,5 |
70 | 410 - 500 | 480 - 400 | 320 - 400 | 2,5 / Tag | 280 - 345 | 28 - 35 | 14,5 |
*Ein Messlöffel (gestrichen) entspricht ca. 3,5 g.
Fleisch:
Das Fleisch sollte vorwiegend Muskelfleisch sein, gut geeignet sind hier Rind, Lamm, Huhn, Pute sowie eventuell Pferd, Ziege und Wild. Im gekochten bzw. gebratenen Zustand ist auch Schweinefleisch geeignet. Es gibt nur geringe Nährstoffverluste durch das Kochen oder Braten. Abwechslung ist auch hier möglich, vorausgesetzt die Produkte und der tägliche Wechsel werden gut vertragen.
Kohlenhydrate:
Um den Puringehalt der Ration so niedrig wie möglich zu halten, stellen Kohlenhydrate eine unerlässliche zusätzliche Energiequelle dar.
Gut geeignete Kohlenhydrate sind insbesondere Kartoffeln und Süßkartoffeln, da diese sehr kaliumreich sind und helfen, den Harn-pH-Wert in den zur Prophylaxe von Uratsteinen erforderlichen Bereich von 6,8–7,2 zu verschieben. Kartoffeln und Süßkartoffeln müssen für eine gute Verwertbarkeit täglich sehr weich gekocht werden (Faustregel 15–20 Min. länger als für den Menschen üblich). Abwechslung ist auch hier möglich, vorausgesetzt die Produkte und der tägliche Wechsel werden gut vertragen.
Eine gute Alternative sind verschiedene Flockensorten, z. B. Kartoffelflocken. Diese sollten vor der Fütterung in ca. der 4-fachen Menge heißem Wasser eingeweicht und abgekühlt unter das Futter gemischt werden. Dabei entsprechen 100 g gekochte Kohlenhydrate ca. 25–30 g getrockneten Flocken.
Milchprodukte:
Ihr hoher Anteil von hochwertigen Proteinen und der geringe Puringehalt machen Milchprodukte gleichfalls zu einem wertvollen Bestandteil der Ration. Gut geeignet sind z. B. Hüttenkäse, Frischkäse, Speisequark, Joghurt, Magerquark und Buttermilch. Milchprodukte liefern hochverdauliche Eiweiße und enthalten teilweise Milchsäurebakterien für die Darmfunktion. Der darin enthaltene Milchzucker (Laktose) kann bei größerer Menge zu Veränderungen der Kotkonsistenz führen. Daher sollte immer individuell getestet werden, wie viel von welchem Milchprodukt vertragen wird. Alternativ können Sie laktosefreie Produkte verwenden.
Eier:
Rohes Eiklar kann aufgrund des enthaltenen Avidins zu Biotinmangel führen. Zudem ist die Schale sehr kalziumhaltig, weshalb sich der Harn-pH-Wert bei gleichzeitiger Gabe eines Vitamin-Mineralpulvers in einen unerwünschten (alkalischen) Bereich verschieben kann. Daher sollten Eier im Rahmen einer purinarmen Ernährung immer gut durchgekocht und ohne Schale verfüttert werden.
Gemüse/Obst:
Obst und Gemüse dienen in der Hundeernährung als Ballaststoffquelle. Zur besseren Verwertbarkeit können diese geraspelt, püriert oder gekocht werden. Auf folgende Sorten ist unbedingt zu verzichten: Zwiebeln, Knoblauch, Lauchgewächse, Avocado, Trauben und Rosinen.
Für eine ideale Einstellung des Harn-pH-Wertes bieten sich folgende kaliumreiche Gemüsesorten an:
- Geeignete rohe Sorten: Fenchel, Gurke, Kohlrabi, Möhren, reife Tomaten, Salat, Zucchini
- Geeignete gekochte Sorten: Blumenkohl, Brokkoli, Chinakohl, grüne Bohnen, Kürbis, Rote Bete, Sellerie, Spinat
Statt frischem Gemüse oder Obst sind auch Flocken oder Gemüse aus der Dose eine praktische Alternative. Für eine geregelte Darmtätigkeit kann bei Verweigerung von Gemüse die Gabe von Zellulosefasern sinnvoll sein, falls der Kot zu weich ist.
Ergänzungen:
- Öle: Zur Abdeckung der essenziellen Fettsäuren sind Distel-, Hanf- oder Sonnenblumenöl UND Lachsöl zu empfehlen. Die angegebene Tagesmenge an Ölen sollte zu ¾ aus einem der pflanzlichen Öle und zu ¼ aus Lachsöl bestehen. Neben Lachsöl aus der Flasche sind auch Lachsölkapseln erhältlich. Alternativ zu den genannten einzelnen Ölsorten kann auch das Futtermedicus Optinature Fellglanz BARF Öl (unsere fertige Ölmischung aus 42 % Distelöl, 32 % Leinöl und 26 & Fischöl) in der angegebenen Menge verwendet werden.
- Vitamin Optimix Struvit & Urat ergänzt die Kochration mit allen notwendigen Mengen- und Spurenelementen sowie Vitaminen. Bitte das Pulver nicht erhitzen, sondern nur unter die abgekühlte Futterration mischen. Zu Beginn das Mineralfutter in kleinen Portionen über 4–5 Tage langsam steigern.
Kauartikel
Es sollten keine getrockneten Kauartikel wie Ochsenziemer, Schweineohren und Pansen angeboten werden. Als Alternative eignen sich Kauwurzeln aus Kaffeeholz oder Heideholz. Für eine bessere Akzeptanz können diese mit gebratenem Speck oder Fleisch in einer Plastiktüte über Nacht im Kühlschrank aromatisiert werden. Hornschuhe vom Rind sind auch eine gute Alternative. Falls es zu vermehrten Blähungen kommt, ist die Menge zu reduzieren.
Um eine regelmäßige Spülung der Blase sicherzustellen, sollte der Hund 15 ml Wasser pro kg Körpergewicht täglich aufnehmen. Zur Steigerung der Flüssigkeitsaufnahme kann das Futter in suppiger Konsistenz angeboten werden. Zusätzlich hilft es, das Trinkwasser mit 10 ml Thunfischwasser, Sahne, Milch oder Joghurt zu aromatisieren. Auch 1 TL Leberwurst, mit 200 ml warmem Wasser püriert, wird gut angenommen. Wichtig ist, dass das aromatisierte Trinkwasser dreimal täglich gewechselt wird! Die erhöhte Wasseraufnahme führt zu gesteigertem Harnabsatz.
Wir wünschen Ihnen viel Spaß beim Füttern! Sollten Sie Fragen haben oder eine individuelle Veränderung des Rezepts wünschen, stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung! Bitte beachten Sie, dass Fragen per Telefon und E-Mail nach Rücksprache kostenpflichtig sind.
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